Mariaburghausen - Gedichte
 

 

 

© kpc@mbh 2008
 

 

 

  Wallfahrt nach Walberhausn

„Auf, ihr Christen, laßt uns wallen
heit auf Walberhausen zu,
zwerchefald. Un tuet vor allem
mal ke Arwes nei die Schuh!"
Haßfert, Hanert, Knetzga, Wofert
warn im Wallfahrn immer groeß.
Alla Jahr am zwättn Bittach
war im Gutshof drum was loes.

Früh scho bal is jeda Gruppn
in a annra Eckn gstart,
hat beinWalln zum Lobe Gottes
kräfti gsunga un gebatt.
Alln voran im Gottesgartn
- 's könnt ja gar net annerschd sei -
stolz im Troß un mit Standartn
ich als Ministrant derbei.


Walleut drüm vo Hanert, Knetzga
hab ich weder ghört noch gsenn.
Gfährlich worn sen bloß die Pilger,
wu vo Wofert kumma sen;

wal 's halt um die Sitzplatz ganga;
denn die Kirch war ziemli klee.
Un im Mittlgang, im langa,
ham die Letztn halt muß steh.

Doch des hat uns net getroffn.
Fahna leicht nach vorn geneicht,
schnall gebatt un schnall geloffn,
hammersch denna oft gezeicht.

Ham es Tempo nochmal gsteichert,
ham „Beim frühen Morgenlicht ..."
um a Plätzla zu ergattern,
grad nuch so die Kurvn kricht.

Glei bein hintern Kirchepförtla
hat so mancher klenner Kropf,
um die Mesnera ze ärchern,
mal am Glockestrang muß zopf.

Zwische Säuln un Epitafn,
durch a Kält wie in a Gruft
sen mer singend eigezochn,
rings umqualmt vo Weihrauchduft.
„Deinem Heiland, deinem Lehrer ...".
nochmal is die Musik dran,
„... deinem Hirten und Ernährer,
Sion stimm ein Loblied an!"

Doch dann übernimmts Harmonium,
mecht fer die en mords Krawall,
wo nuch „ante portas" stehn:
„Kommt her, ihr Kreaturen all!"

Un dann sen sa alla kumma,
ham si aa nu neigeknört.
Erseht is gschend worn, dann laut gsunga.
Hast dei ächn's Wort net ghört.

Un der Pfarrherr hat gepredicht,
voll begeisternd, ubeschwert,
hat dem „... wandernd Volk vo Christn ..."
Sittn un Moral gelehrt.

Un er red vom treun Verwalter,
wie's ägrad der Lukas schreibt,
wo die Herrschaft jeds Jahr wiß wollt,
was vom Gerschtla überbleit.

Der Verwalter ruft sei Schuldner:
„Du schuldst hunnert Zantner Wäß.
Namm dein Schuldschein un schreib "achzi"
Zwanzich Zantner käst vergeß."

Alla Pilcher warn mallatti,
wal sa weit geloffn sin.
Ich war glei ganz nübergsechlt,
wal ich eigeduslt bin.
Hab im Geist die alta Saachn,
wu mir früher auf der Straß
scho als Kinner uns verzehlt ham,
nuchmal durchn Kopf geh laß.

So, wie's in der Chronik gstanna,
hab ich dann im Geiste gsenn,
wie die Mönch vom Kloster Thares
in der Gruem dersuffn sen.

Hab gsenn, wie die sündich Nonna,
wu scheints rächt viel agstellt ghat,
vor den Bildnis a der Mauer
grad der Blitz derschlachn hat.

Ich bin wieder zu mir kumma,
wie die Leut ganz inniglich
lauthals des „Te deum" gsunga: „Großer Gott, wir loben dich!"

Wie des „Hohe Lied" verklunga,
mecht der Pfarrherr nuch een drauf:
„A fulgure et tempestate"
lecht er'n Wettersechn auf,
daß der Wäß, die Gerschtn wachse
un die Sonneblumma blühn,
daß ke Hachlschlächla komme,
Wald un Wiesn wieder grün.

Doch dann hat mich nix mer ghaltn.
Ich bin aus der Kirch getürmt,
hab mit Ellebochneinsatz
glei die Wallweckbudn gstürmt.
Un mit Wallweck un Schabeso,
ausgerüst mit zwä Stunn Zeit,
bin ich auf Erkundung ganga,
wasses sunst nuch alles geit.

A mords Gerschtla is beinanner,
Länderein, so weit mer denkt,
wu der „Henneberchersch Bobbo"
sellemal der Schwestern gschenkt.

Wenn ich heit so drüber nachenk
- ächntli is's ewich schad! -
daß der Fürschtbischof des Kloster
preisgünstich verscherblt hat.

Hauptsach, 's Guet hab ich erlab könn,
fer mich Läusbuem warsch grad recht.
Ich hab Hüener, Gens un Antn
muetwilhch im Ort rümgschecht.

Un dann bin ich auf Entdeckung,
was mich immer scho gejuckt,
ich hab rümgschtüert in die Winkl,
hab nein Schafferschkarrn geguckt.

Nuch was hat mich higerissn:
Stall mit Küh un Göll un Säu.
Doch die ham mir aa was ... ghustet: ich mit Schlappn, mittnnei.

Bin - die Nas voll Wohlgerüchn
un mit Batzn a die Schuh -mit
„Ein Haus voll Glorie schauet ...
hemmgewallt auf Haßfert zu.

 

 

 

 

 
 

aus dem Buch "Unter die Nas geriem" von Heinz Werb. Zeichnungen von Evi Anderson

 

 

 

Die Nonne von Mariaburghausen.

„Maria, Mutter Gottes!“
Ertönt der Nonnen Chor;
Schwarz über’m Kloster hanget
Der Donnerwolken Flor.

Die Donnerwolken flammen,
Hell leuchtet Strahl auf Strahl.
Die Schwestern zittern und zagen
Und beten allzumal.

„Maria, Mutter Gottes!
Erbarme, erbarme dich!“
Seitab fleht eine Nonne:
„Madonna! den Strahl auf mich!“ –

„Auf mich herab dein Zürnen!
Auf mich herab den Tod!
Zu stillen meinen Jammer,
Zu brechen meine Noth!“ –

„Maria, Mutter Gottes“ –
Da zuckt der Strahl, da kracht
Der Donner schmetternd, rollend –
Und alles ist vollbracht.

Todt liegt die junge Nonne,
Die sich den Tod erfleht,
Vom Herzen der Madonna
Erhöret im Gebet.

Maria, Mutter Gottes,
Was ließest du gescheh’n?
Es traf die junge Nonne
Dein Blitz – in Mutterweh’n.

Zwei Knäblein sind entrungen
Der jungen Nonne Schoos;
In Flammen aufgeschwungen,
Ward sie der Bürde los.

Maria, Mutter Gottes,
Ist das dein Strafgericht
Für eine junge Nonne,
Die das Gelübde bricht? –

Ein alter Bildstock kündet
Die Sünde, so gebüßt.
Maria, Mutter Gottes,
Gegrüßt seist du, gegrüßt! –


Ludwig Bechstein in: Mainsagen. Gesammelt und herausgegeben von Alexander Kaufmann.
Aschaffenburg. Verlag von Carl Krebs. 1853.

 

 

 

 

Bis heut´geistert die Nonne von Mariaburghausen

Ums Kloster Mariaburghausen tobten Gewitter schwer;
Eine Nonne hatte einst dort verfehlt sich sehr.
Viele Tage nun blitzte und donnerte es schon,
Da zogen die Nonnen ums Kloster in einer Prozession.
Dabei die sündige Nonne der Blitz traf tödlich
Und sofort darauf verzog das Gewitter sich.
Im Wald dort treffen als Geist noch heut'
Im weißen Gewand die Nonne manche Leut'.
Da trägt die Nonne einen Schlüsselbund herum,
Und ihr zu folgen, winkt sie den Leuten stumm.
Man glaubt, sie mache mit dem Schlüsselbund,
Reiche Schatztruhen öffnen zu können kund.
Dennoch keiner wagte es, daß er mit ihr ginge
Und ungeklärt bleiben geheimnisvolle Dinge.


Geshichtliches und Sagen aus dem Haßgau. In Verse gebracht von Siegfried Jung
Herausgeber: Dr. Fischer, Hofheim, Dr. Grumbach, Haßfurt